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Standorte: DR.J SASS	Status: Verfügbar	Vorbestellungen: 0	Frist:

Jahre nach dem Selbstmord seiner Mutter legen sich Wut und Trauer wie eine lähmende schwarze Decke um den 15-jährigen Bou. (ab 15) (DR) Gleich zu Beginn stellt der Ich-Erzähler klar: "Ich bin weder erbärmlich, noch führe ich Tagebuch. Das hier ist ein Heft. Und ich schmiere es voll, weil mein Vater mir ein Ultimatum gestellt hat." (S. 5) Auch wenn sich Boudewijn dagegen sträubt: Der Vorschlag seines Vaters, jeden Tag Tagebuch zu schreiben und eine der CDs, die er ihm hinlegt, zu hören, hilft dem Jungen aus dem "Doppelmoll-Zustand", dieser Depression, die ihn Jahre nach dem Selbstmord seiner Mutter lähmend umfängt, herauszukommen. Nach und nach fördert Bou die Gefühle, die in ihm gären, zu Tage. Er schreibt von diesem Mistgefühl, dieser großen Müdigkeit, dieser Leere, die ihm jegliche Energie raubt, sodass er sich völlig zurückzieht, lethargisch im Bett liegt und nicht mehr spricht. Von Angstzuständen, die ihn nachts heimsuchen, wenn alle schlafen. Und von der Wut auf seine abwesende Mutter, die ihn und seine kleine Schwester im Stich ließ. Die aufgrund ihrer bipolaren Störung nie wirklich greifbar war und sich eines Tages vor den Zug warf. Das klingt anfangs zynisch und brutal direkt und wurde von Rolf Erdorf gelungen und pointiert aus dem Niederländischen übersetzt. Langsam weichen Wut und Aggression dem Schmerz. Das Schreiben und die klassische Musik - von Pergolesis "Stabat Mater" über Rachmaninow, Prokofjew bis zu Arvo Pärts "Spiegel im Spiegel" - bringen Bou letztlich dazu, sich diesem Schmerz zu stellen und die Trauer zuzulassen. Und sich seiner Schulkollegin Pauline und dem Rest des Lebens mit all seinen Veränderungen mutig zuzuwenden. Erna Sassen findet für Bous Seelenzustand, für die Traurigkeit, dieses Nicht-fassen-Können, aufrichtige Worte. Ein in Form und Stil überzeugendes Jugendbuch über ein schwieriges Thema. Empfehlenswerte Lektüre, über die man am besten gemeinsam mit anderen reflektiert.

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